3. Bedenken gegenüber dem Gedenkstättenbesuch – ist er für alle geeignet?
Einige Lehrkräfte stellen in Beratungsgesprächen die Frage, ob sie mit ihren Schüler*innen überhaupt eine NS-Gedenkstätte besuchen können. Auf die Rückfrage, worin ihre Bedenken liegen, treten als Antwort wiederholt drei Beschreibungsformen der betroffenen Jugendlichen zutage: Zum einen werden einzelne oder mehrere Schüler*innen einer Klasse als „verhaltensauffällig“ beschrieben, von denen die Lehrer*innen befürchten, dass sie dem Guide und dem Bildungsangebot gegenüber desinteressiert begegnen und die gesamte Veranstaltung maßgeblich stören könnten. Zum anderen beschreiben Lehrer*innen von Klassen mit sogenanntem hohen Migrationsanteil die Sorge, ob Jugendliche ohne familienbiografischen Bezug zum Nationalsozialismus überhaupt einen Zugang zu der spezifischen Geschichte des NS und des Holocausts finden könnten. In der Regel meinen sie damit Jugendliche, deren Familien aus Herkunftsländern stammen, deren Verbindung zum Nationalsozialismus tatsächlich marginal oder zumindest nicht Teil des deutschen Erinnerungsdiskurses ist, geschweige denn im Kontext des schulischen Geschichtsunterrichts auftaucht. Und zuletzt äußern Lehrer*innen die Befürchtung, dass Jugendliche, bei denen sie eine rechte Gesinnung vermuten, mit politisch problematischen Äußerungen den Gedenkstättenbesuch sabotieren könnten. Einfache Antworten gibt es auf diese Themen nicht, zumal sie zahlreiche Unterpunkte umfassen. Dennoch möchte ich versuchen, in aller Kürze auf die übergeordnete Frage einzugehen, ob ein Gedenkstättenbesuch durchführbar ist. Schüler*innen, die durch unkonzentriertes und zuweilen störendes Verhalten auffallen und damit den Unterricht immer wieder unterbrechen, sollen selbstverständlich eine Gedenkstätte besuchen können. Bei den angesprochenen Problemfeldern sind genaue Absprachen mit den Gedenkstättenmitarbeitern im Vorfeld des geplanten Besuchs von großer Bedeutung, ebenso wie die Hinweise hinsichtlich der Rolle begleitender Lehrkräfte (vgl. Kapitel 2). Schauen Sie, ob Sie die Gruppe von schulischer Seite für den Besuch klein halten können. Wählen Sie in Absprache mit den Gedenkstättenpädagog*innen ein Programm, welches die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit der Schüler*innen berücksichtigt und ggf. einen weniger schulischen Zugang bietet. Sprechen Sie den Guide, der Ihre Gruppe betreut, zu Anfang der Veranstaltung an und loten aus, wieviel Unterstützung im Laufe des Seminars oder der Führung gewünscht ist und bleiben Sie in Kontakt. Viele Jugendliche, deren Verhalten im Schulkontext mitunter auffällig ist, zeigen sich während des Gedenkstättenbesuchs wider Erwarten interessiert. Wenn sie erfahren, dass ihre Fragen und Interessen ernst genommen werden und sie teilweise frei wählen dürfen, welchen Themen und Schauplätzen sie sich intensiver widmen können, bringen sie dem Ort auch den entsprechenden Respekt entgegen. Nur in sehr seltenen Fällen werden einzelne Jugendliche einer Veranstaltung verwiesen, weil ein Fortführen des Programms sonst unmöglich wäre. Dies ist eine ultimative Maßnahme, die im Anschluss unbedingt mit ihnen besprochen werden sollte.
Über die Rolle von Jugendlichen aus nicht-deutschen Familien in der Vermittlung der Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocausts ist in den letzten Jahren eifrig diskutiert worden. Ein Thema, das lange vernachlässigt wurde, erfuhr plötzlich eine große Aufmerksamkeit und konzentrierte sich bisweilen auf einzelne Gruppen, wodurch sich zahlreiche weiterführende Fragen daran anknüpften. Meine persönliche Antwort auf die Frage fällt hingegen sehr knapp aus. Meines Erachtens braucht es keinen familiären Bezug, um Interesse für ein historisches Thema oder Empathie für die Erlebnisse der Opfer nationalsozialistischer Verfolgung zu entwickeln. Die meisten Jugendlichen heutzutage kennen niemanden mehr persönlich, der die Zeit des Nationalsozialismus erlebt hat und ihnen davon berichten kann. Für sie ist das Thema, kurz gesagt, Geschichte. Übermittelte Familiengeschichten sind sicherlich ein Zugang zur Geschichte des Nationalsozialismus, aber eben auch nur einer von vielen, und es ist häufig fraglich, wie wahrheitsgetreu diese tradierten Familiennarrative schlussendlich sind. Darüber hinaus sehen viele Jugendliche die Notwendigkeit, sich mit dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen, nicht mehr einzig und allein darin begründet, weil ihre Familien bereits vor über 75 Jahren in Deutschland lebten. Die meisten begreifen das Wissen um den Nationalsozialismus und den Holocaust inzwischen als globale Geschichte, die alle Menschen betrifft. Die Zugänge dazu sind vielfältig und können meines Erachtens nicht durch die Vorlage ausgewählter Themen oder Biografien, die eine besondere nationale, ethnische oder kulturelle Berücksichtigung vornehmen, vorbestimmt werden. Die Verfolgung von Menschen aus rassistischen, religiösen, politischen, eugenischen, sozialdarwinistischen und anderen Gründen ist universell und es sollte Schüler*innen unbedingt frei stehen, ihren persönlichen Zugang selbst zu entdecken. Diese Auffassung schließt eine Erweiterung der Perspektiven um bisher wenig berücksichtigte Randthemen und weniger bekannte Einzelschicksale im gängigen Bildungsangebot keineswegs aus, sollte aber nicht auf einzelne Zielgruppen exklusiv ausgerichtet sein. Zuletzt sorgen sich Lehrer*innen wieder vermehrt darum, dass Schüler*innen durch rechte Äußerungen in der Gedenkstätte auffallen bzw. die Veranstaltung sabotieren könnten. Sie nehmen einen zuweilen hemmungslosen Umgang mit rassistischen, antisemitischen oder allgemein diskriminierenden Aussprüchen wahr, bei denen häufig schwer einzuschätzen ist, ob sie der Provokation dienen oder ideologischen Ursprungs sind. Gelegentlich schätzen sie einzelne oder mehrere ihrer Schüler*innen tatsächlich als politisch rechts stehend ein und fragen sich, ob sie diese dennoch für einen Gedenkstättenbesuch gewinnen können bzw. sie dazu verpflichten sollten. Ihre Wahrnehmung sollte Lehrkräfte nicht davon abhalten, eine Gedenkstättenfahrt zu planen, sie sollten ihre Beobachtungen aber unbedingt im Vorfeld den Gedenkstättenmitarbeiter*innen mitteilen. Viele Referent*innen haben in den letzten Jahren an Schulungen im Umgang mit rechtspopulistischen Äußerungen in der Gedenkstättenarbeit teilgenommen und der Diskurs darüber wird in den Gedenkstätten intensiv geführt. Doch auch für die Guides bleibt es eine Herausforderung, in der Situation immer adäquat zu reagieren. Sich im Voraus auf die Möglichkeit einzustellen, kann schon eine große Hilfestellung bedeuten. Auch sollte es auf Seiten der Lehrer*innen keine falsche Vorstellung von der Funktion des Gedenkstättenbesuchs geben. Er ist keine Immunisierung gegen rechtes Gedankengut. Dass sich Schüler*innen mit politisch problematischen Haltungen in einer Klasse befinden, sollte weder der ausschlaggebende Grund sein, einen Gedenkstättenbesuch ins Auge zu fassen, noch dafür, dies nicht zu tun. Er kann nur ein Baustein innerhalb eines größeren Netzwerks der historisch politischen Bildung sein. Sollte es aber zu der befürchteten Situation kommen und der Guide weiß zu antworten, wird der erhoffte Lerneffekt kaum bei der betroffenen Person zu beobachten sein. Vielmehr zielt eine verbale Reaktion auf rechte Äußerungen darauf ab, die anderen Teilnehmenden in der Gruppe zu stärken und Grenzen des Sagbaren deutlich aufzuweisen. Eine klare Positionierung von Seiten des Guides hat für den Moment somit weniger erzieherische Absichten gegenüber dem Urheber, sondern zeigt gegenüber den anderen Schüler*innen auf, dass es wünschenswert und möglich ist, solchen Aussagen argumentativ entgegen zu treten.
„Im besten Fall gibt es eine Vorbereitung, eine Fahrt und eine Nachbereitung. Ich sage im besten Fall, weil die Praxis oft so ist: Es ist täglicher Unterrichtsstress und keiner hat Zeit für irgendetwas. Dann heißt es, man sollte [in die Gedenkstätte] auch gefahren sein. Dann schaut man, welche Klassen können gerade? Wo sind gerade keine Schularbeiten? Wo sind keine Projekte? Man findet irgendwie einen Termin wo es geht, findet einen Bus und fährt dorthin. Dann mache ich im Bus oft eine Einleitung und im Bus dann die Nachbesprechung. Und sage den Geschichtslehrern, weil ich ja nicht alle Klassen selber habe, macht bitte eine Vor- und Nachbereitung. Meistens passiert das. Aber ich habe auch schon Klassen gehabt, die ich bei Null abholen musste.“
Ein Lehrer über die Organisation von Gedenkstättenbesuchen in seiner Schule, aus: Karin Huber: Bildungschancen und Bildungsgrenzen eines schulischen Gedenkstättenbesuchs. Magisterarbeit, Wien 2010, S. 68.
4. Praktisches zur Planung
Auf dieser Website finden Sie zahlreiche Informationen und Angebote, die Ihnen bei der Planung Ihres Gedenkstättenbesuchs behilflich sein können. Für Ihren Kontakt mit den Mitarbeiter*innen der Gedenkstätten und Ihren Aufenthalt vor Ort möchte ich Ihnen lediglich ein paar organisatorische Tipps zur Hand geben.
Viele größere Gedenkstätten sind seit Jahren mit steigenden Besucherzahlen konfrontiert. Dementsprechend wird den Besucher*innen weitestgehend empfohlen, frühzeitig eine Anmeldung vorzunehmen. Einige Gedenkstätten können hingegen mitunter noch äußerst kurzfristig Gruppenanmeldungen annehmen. Auch die Altersempfehlungen bzw. das Mindestalter für die Bildungsangebote variieren von Ort zu Ort. Erkundigen Sie sich über die Website oder ggf. telefonisch über die Rahmenbedingungen und Abläufe. Grundsätzlich kann ich allen Lehrer*innen nahelegen, mit den Bildungsabteilungen der Gedenkstätten persönlich Kontakt aufzunehmen. Auf diese Weise können Sie sich über das Programmangebot im Detail informieren, und zum anderen – und das erachte ich als besonders wichtig – Ihre Klasse und deren Bedürfnisse direkt besprechen. Scheuen Sie sich nicht, besondere Bedarfe Ihrer Schüler*innen und mögliche Schwierigkeiten, die Sie bei Ihren Jugendlichen sehen, anzusprechen. So hilft uns zum Beispiel die Information, dass sich Menschen mit körperlichen Einschränkungen in der Gruppe befinden, bei unserer Programmplanung weiter, denn nicht immer sind Gedenkstätten und Ausstellungsräume barrierefrei. Wenn Sie Jugendliche betreuen, die Deutsch erst noch als Fremdsprache erlernen oder die traumatische Erfahrungen (bspw.: Fluchterfahrung) gemacht haben könnten, ist das Wissen darum für den*die Referent*in wesentlich, um sich darauf einzustellen. Darüber hinaus ist nicht jedes Seminarformat für jede Gruppe geeignet. Es gibt leseintensive Seminare, die auf ein gutes Vorwissen aufbauen, quellengestützte Einstiege, welche die Jugendlichen zu einem selbstständigen forschenden Lernen anregen, kunst- und kulturpädagogische Workshops, in denen eine kreative, assoziative Auseinandersetzung mit dem Ort stattfindet. Schüler*innen mit Lern- oder Konzentrationsschwierigkeiten würde ein leseintensiver Seminartag mit längeren Arbeitsphasen sicherlich überfordern oder gar frustrieren. Es gibt aber viele andere interessante Zugänge, die stattdessen gewählt werden können. Die Gedenkstättenpädagog*innen werden Sie bei der Wahl des Programmes beraten und können auf diese Weise ein zielgruppenorientiertes Format erstellen.
Zuletzt noch ein paar ganz praktische Tipps: Die örtlichen Gegebenheiten variieren von Gedenkstätte zu Gedenkstätte. In manchen hält man sich größtenteils in Räumen auf, andere verfügen über ein großes Außengelände, auf dem mitunter längere Strecken zurückgelegt werden müssen und die Besucher*innen dem Wetter zu großen Teilen ausgeliefert sind. Wie bereits erwähnt, ist das körperliche Wohlergehen der Jugendlichen wichtig für ihre Aufnahmefähigkeit. Sind Ihre Schüler*innen aber abgelenkt, weil sie frieren, nass werden, hungrig oder durstig sind, wird es ihnen schwer fallen, einer Führung zu folgen oder sich bereitwillig ins Seminar einzubringen. Die Notwendigkeit, wetterfeste Kleidung, bequemes Schuhwerk und Proviant mitzunehmen, muss unbedingt mit den Schüler*innen vorab besprochen werden.
„Ich komme mit meinen Klassen immer ganz bewusst zu Ihnen in die Gedenkstätte, bevor wir den Nationalsozialismus im Unterricht behandeln. Ich sehe meine Jugendlichen als eine Art tabula rasa. Der Eindruck, welcher dieser Ort bei ihnen hinterlässt, macht sie viel offener für die Geschichte, wenn wir sie dann in der Schule durchnehmen.“
Ein Lehrer einer 9. Klasse vor Beginn einer Führung in der Gedenkstätte Sachsenhausen, 2017
5. Vor- und Nachbereitung des Gedenkstättenbesuches
Tatsächlich sollte der Gedenkstättenbesuch selbst nicht als Vorbereitung auf die Behandlung der Geschichte des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges im Unterricht dienen. Vorhandenes Wissen hilft, neue Informationen, welche die Jugendlichen während des Gedenkstättenbesuchs erhalten, einzuordnen und eigene Fragen an die Geschichte des Ortes zu entwickeln. Dennoch sehen sich viele Lehrer*innen mit Zwängen im schulischen Alltag konfrontiert, die eine Einbettung der Gedenkstättenfahrt in den Unterricht oder gar eine Projektarbeit im gewünschten Sinne nicht immer zulassen. Enge Rahmenlehrpläne, die nur unzureichend viele Unterrichtseinheiten für dieses komplexe Themenspektrum einräumen, Terminfindungsschwierigkeiten aufgrund von Klausurphasen oder die plötzliche Notwendigkeit als fachfremde Begleitperson einzuspringen, sind nur einige der bekannten Hindernisse. Wir sind uns in den Gedenkstätten dieser Schwierigkeiten bewusst und haben dafür volles Verständnis. Dennoch gibt es viele Möglichkeiten, den Gedenkstättenbesuch im Unterricht sinnvoll vor- und nachzubereiten, und ich möchte gern an dieser Stelle einige Anregungen geben, wie dies bei unterschiedlichen zeitlichen Kapazitäten aussehen kann. Einige Leistungen in Vor- und Nachbereitung erachten wir als absolut notwendig. Das werde ich kenntlich machen. Bei anderen handelt es sich um Vorschläge, die Sie für Ihre Arbeit in Erwägung ziehen können. Es handelt sich nicht um ausgearbeitete Unterrichtseinheiten, sondern um thematische Anregungen, die Sie aufgreifen können.
1. Inhaltliche und geschichtsdidaktische Vorbereitung
Der Gedenkstättenbesuch selbst ist KEINE Vorbereitung zur Behandlung des Nationalsozialismus im Unterricht und sollte daher nicht an dessen Anfang gestellt werden. Wissen ist die Grundlage, um Eindrücke und Informationen aus der Gedenkstätte einordnen zu können. Das übergeordnete Thema, welches die Gedenkstätte vermittelt, die Sie aufsuchen möchten (ehemaliger Täter*innen-Ort, Konzentrationslager, Zwangsarbeiterlager, Haftanstalt, Ort der Euthanasiemorde, etc.), sollte im Unterricht bereits eingeführt worden sein. Dann kann der*die Referent*in schneller in die Geschichte des konkreten Ortes einsteigen und muss weniger Zeit auf die allgemeine Kontextualisierung verwenden. Außerdem können die Jugendlichen sich viel aktiver mit Fragen und Beiträgen in das Programm einbringen. Daher sehen wir es in den NS-Gedenkstätten als unablässig an, dass inhaltliche Grundkenntnisse zur Geschichte des Nationalsozialismus, seiner Ausgrenzungs- und Vernichtungspolitik im Unterricht bereits behandelt wurden. Konkret bezieht sich dies auf:
- die Anfänge der NS-Zeit
- die Festigung der NS-Herrschaft
- Grundlagen zur NS-Ideologie
- Verfolgungsmaßahmen /-politiken sowie
- das Thema der zu besichtigenden Gedenkstätte.
Im Besonderen können Sie Ihre Klasse vorbereiten, indem Sie
- Erinnerungsberichte über den Ort verwenden (schriftlich, audio-visuell).
- Auszüge aus (Auto-)Biografien, Sekundärliteratur und Dokumentationen über
den Ort mit einbeziehen. - den Besuch in ein Projekt einbetten, in dessen thematischen Kontext die Recherchen zu Hause beginnen, z.B. die Geschichte der Schule, Geschichten aus dem unmittelbaren geografischen Umfeld, dem Heimatort, usw.
- Besichtigung kleinerer, aber relevanter Orte näher am Heimatort, ggf. geführte, thematische Stadt(-teil)spaziergänge in Betracht ziehen.
Bitte Vorsicht bei der Wahl von Spielfilmen! Fragen Sie sich sehr genau, warum Sie diesen Film zeigen möchten und welche Relevanz er für die Geschichte der Gedenkstätte hat, die Sie besuchen werden. Viele Spielfilme schaffen und verfestigen ikonische Bilder von Nationalsozialismus und Holocaust in unseren Köpfen. Mit der Wirklichkeit dessen, was sich an dem Besuchsort einst zugetragen hat, haben sie nicht zwangsläufig viel gemein. Darüber hinaus beeinflussen sie uns Zuschauer*innen aufgrund ihrer Fülle an stilistischen Mitteln emotional enorm. Sie tragen auf diese Weise leider zu den zuvor ausführlich beschriebenen kritischen Momenten bzgl. der Erwartungshaltung von Besucher*innen an eine vermeintliche Authentizität des Ortes und seine auratische Kraft bei. Um ein Beispiel zu nennen: Viele Jugendliche besuchen eine KZ-Gedenkstätte, nachdem sie Spielfilme gesehen haben, deren Handlungen im Vernichtungslager Auschwitz angelegt sind, wenn auch nicht immer namentlich so explizit benannt. Folglich betreten viele von ihnen die Gedenkstätte in der Erwartung, hier habe sich der Massenmord an den europäischen Juden auf ähnliche Weise zugetragen.