Geschichte, Bildungsangebote und praktische Hinweise
KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Foto: Michael Kottmeyer
KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Geschichte
Ende 1938 errichtet die SS in einer stillgelegten Ziegelei in Hamburg-Neuengamme ein Außenlager des KZ Sachsenhausen. Im Frühsommer 1940 wird das KZ Neuengamme zu einem eigenständigen Konzentrationslager. Bis 1945 ist es das zentrale Konzentrationslager Nordwestdeutschlands. Im Verlauf des Krieges deportieren die Gestapo und der Sicherheitsdienst der SS Zehntausende Menschen aus allen besetzten Ländern Europas als KZ-Häftlinge nach Neuengamme. Gründe für die Einweisung sind zumeist ihr Widerstand gegen die deutsche Besatzungsherrschaft, Auflehnung gegen Zwangsarbeit oder rassistisch motivierte Verfolgung.
Im KZ Neuengamme und in seinen über 85 Außenlagern, die für Bauvorhaben und bei Rüstungsfirmen in ganz Norddeutschland entstehen, müssen die Häftlinge Schwerstarbeiten für die Kriegswirtschaft leisten. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen sind mörderisch. Insgesamt kommen mindestens 42.900 Menschen im Hauptlager Neuengamme, in den Außenlagern oder im Zuge der Lagerräumungen bei Todesmärschen und bei dem Bombardement von KZ-Schiffen ums Leben. Zusätzlich sterben mehrere tausend Häftlinge nach ihrem Abtransport aus dem KZ Neuengamme in anderen Konzentrationslagern oder nach Kriegsende an den Folgen der KZ-Haft.
Eine Gedenkstätte kann erst nach und nach entstehen und muss gegen starke Widerstände durchgesetzt werden. 1965 wird ein internationales Mahnmal errichtet, das 1981 durch ein „Dokumentenhaus“ ergänzt wird. 1984 führen Proteste gegen einen Abriss dazu, dass das ehemalige Klinkerwerk sowie Teile des ehemaligen KZ-Geländes unter Denkmalschutz gestellt werden. 1995 kann eine Dauer- Ausstellung in den ehemaligen Walther-Werken gezeigt werden und das „Dokumentenhaus“ wird zu einem „Haus des Gedenkens“ umgestaltet, in dem die Namen der Opfer bewahrt sind. Erst im Jahr 2003 wird durch die Schließung der Gefängnisse die Voraussetzung für die Gestaltung einer Gedenk- und Dokumentationsstätte am Ort des ehemaligen Häftlingslagers geschaffen, die zum 60. Jahrestag der Befreiung wurde im Mai 2005 eröffnet wird. Sie umfasst heute nahezu das gesamte historische Lagergelände in einer Größe von 57 Hektar mit 17 aus der KZ-Zeit erhaltenen Gebäuden. Sie ist damit eine der größten Gedenkstätten in Deutschland.
KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Jean-Dolidier-Weg 75
21039 Hamburg
Tel.: +49 40 428131500
Mail: neuengamme@gedenkstaetten.hamburg.de
Zu den Öffnungszeiten
Bildungsangebote
Die Gedenkstätte bietet verschiedene Formate für den Besuch mit Schulklassen an, die hier nachzulesen sind: https://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/bildung/schulklassen/.
Grundangebot für Gruppen ist ein dreistündiges Projekt. Es besteht aus einer thematischen Einführung und verschiedenen Stationen im Gelände. Neben der Hauptausstellung und dem ehemaligen Häftlingslager können auch Teile des Geländes – Klinkerwerk, Stichkanal, Kommandantenhaus – bis zum Internationalen Mahnmal und dem „Haus des Gedenkens“ erkundet werden. Je nach Interesse der Gruppe sollte der Schwerpunkt auf die Hauptausstellung oder das Gelände gelegt werden. Dauer: 3 Stunden, Kosten: 40 Euro, Teilnehmende: Bis zu 25 SchülerInnen.
Eine vierstündige Veranstaltung („Projekt plus“) bietet Möglichkeiten der Vertiefung und der eigenen, aktiven Erarbeitung von Themenbereichen. Neben der Hauptausstellung und dem ehemaligen Häftlingslager können auch andere Orte im Gelände (Stichkanal, Klinkerwerk, Tongruben, Kommandantenhaus) erkundet oder, je nach Interesse der Gruppe, eine weitere Ausstellung einbezogen werden. Das „Projekt plus“ bietet die Möglichkeit, sich intensiver mit der Geschichte des Ortes auseinanderzusetzen. Teil des „Projekt plus“ mit Schulklassen sind aktivierende Momente, das kann die Erkundung der Ausstellungen mit Arbeitsbögen sein,
die dann im Gruppengespräch ausgewertet werden, die Methode des „Bildergesprächs“ oder andere Aufgaben für Kleingruppen.
Dauer: 4 Stunden, Kosten: 45 Euro, Teilnehmende: Bis zu 25 SchülerInnen
Sehr empfohlen wird auch das Angebot eines 5 stündigen Projekttages (50,- Euro, ab 2021 60,- Euro).
Darüber hinaus bietet die Gedenkstätte auch Studientage von 6-7 Stunden Dauer sowie Mehrtagesprojekte an.
Zweistündige Führungen können auch für die drei Hamburger Außenstellen der KZ- Gedenkstätte Neuengamme, die „Gedenkstätte Bullenhuser Damm“, die „Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel“ und die „Gedenkstätte Konzentrationslager und Strafanstalten Fuhlsbüttel 1933-1945“ gebucht werden..
Auf der Homepage der Gedenkstätte gibt es ebenfalls Informationen für Lehrkräfte mit Tipps zur Vorbereitung des Besuchs mit Schülergruppen, z.B. in Form von thematisch gegliederten Arbeitsblättern und Hinweisen zu geeigneten Filmen und Büchern. Diese Tipps sind zu finden unter https://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/fileadmin/user_upload/bildung/schulklassen/vorbereitung/Vorbereitung_des_Gedenkstaettenbesuches.pdf)
Die fünf Dauerausstellungen in Neuengamme sind auch in der Mediathek der KZ-Gedenkstätte abrufbar, die unter http://neuengamme-ausstellungen.info/ zu finden ist.
Praktika
Praktika und Hospitanzen für Schülerinnen und Schüler sowie für Studierende, für die im Rahmen ihres Studiums ein Praktikum vorgeschrieben ist, sind möglich in den Abteilungen Archiv, Bibliothek, Bildung und Studienzentrum und im Ausstellungsprojekt „Dokumentationszentrum denk.mal Hannoverscher Bahnhof“.
Praktische Hinweise
- In der Hauptausstellung wird während der Öffnungszeiten durchgehend der Einführungsfilm „Vom KZ zur Gedenkstätte“ gezeigt (19 Minuten). Dieser Film kann auf deutsch oder englisch angesehen werden.
- Für die Erkundung des großen Geländes können Audioguides (deutsch, englisch, französisch, spanisch, dänisch, niederländisch) ausgeliehen werden. 112 Stationen bieten Einführungstexte, vertiefende Informationen und Zitate.
- Außerdem gibt es einen Audiorundgang für das eigene Smartphone (deutsch, englisch, russisch), der Sie in ca. einer Stunde durch Gedenkstätte führt.
- Eine weitere App für das Smartphone, die kostenlose Neuengamme App (deutsch, englisch) bietet historische Fotos und Zitate zu 113 Stationen im Gelände.
- Anfahrt ab Hamburg mit S-Bahn und Bus.