Entstehung, Bildungsangebot und Hinweise
Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn
Gedenkstätte Bonn
Einordnung und Entstehung
Klaus Schlotterose
Ein wichtiges Element in der Vorbereitung einer Gedenkstättenfahrt kann der Besuch eines Erinnerungsortes in der Nähe sein. Darum seien hier kurz einige Erfahrungen aus der Arbeit mit Jugendlichen in der Gedenkstätte Bonn dargestellt. Sie beruhen auf ehrenamtlicher Mitarbeit dort.
Die Gedenkstätte Bonn ist im Vergleich mit Köln oder Düsseldorf eine der mittelgroßen Gedenkstätten im Land NRW. Entstanden wie viele andere aus bürgerschaftlichem Engagement in den 1980er Jahren wird sie 2021 in kommunale Trägerschaft übernommen. Dies ist bei den anderen Gedenkstätten- und Erinnerungsorten in NRW meist schon lange so. Auf diese Weise zeigen die Kommunen, dass sie sich ihrer Verantwortung im Umgang mit der NS-Vergangenheit bewusst sind.
Die Dauerausstellung von Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum befindet sich im gleichen Gebäude wie das Bonner Stadtmuseum. Der Umzug an einen historischen Ort, an dem sich ein Sammellager befand, in dem die jüdische Bevölkerung von Bonn und Umgebung ein Jahr interniert und von dort in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurde, ist geplant.
Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn
Franziskanerstraße 9
53113 Bonn
Telefon: (0049)-(0)228-94 89 53 07
Mail: gedenkstaette@bonn.de
Das Bildungsangebot der Gedenkstätte Bonn
Das Bildungsangebot der Gedenkstätte ist recht vielseitig und richtet sich an unterschiedliche Besuchergruppen. Es umfasst klassische Führungen, materialgestützte Angebote, Workshops zu verschiedenen Themen bis hin zu Gängen durch die Bonner Innenstadt zu Punkten, die an das „braune Bonn“ erinnern. Da ein großer Teil der Besucher Schulgruppen sind, wird bei diesen ein besonderes Augenmerk auf Formen aktiver Aneignung gelegt.
Meine Erfahrungen in dieser Arbeit sind ganz überwiegend positiv. Dies ist angesichts der nach Alter und Schulformen sehr heterogenen Gruppen keineswegs selbstverständlich. Es lässt sich aber festhalten, dass sich die Schülerinnen und Schüler fast immer sehr ernsthaft auf das Thema einlassen. Gut erkennbar ist das etwa daran, wenn Ergebnisse aus Arbeitsphasen in der Gruppe vorgestellt werden. Natürlich gibt es hier Unterschiede in der Qualität – ein Leistungskurs der Sekundarstufe II erzielt andere Ergebnisse als eine 8. Klasse -, dennoch wird fast immer die Ernsthaftigkeit der Vortragenden wie auch die Aufmerksamkeit der Zuhörenden deutlich. Bemerkenswert ist dabei nach meinem Eindruck, dass die Herkunft der Schülerinnen und Schüler dabei kaum einen Unterschied macht. Offensichtlich berühren die vorgestellten biographisch orientierten Verfolgungsgeschichten die Jugendlichen unabhängig davon, ob sie aus „eingesessenen“ deutschen Familien kommen oder einen Zuwanderungshintergrund haben.
Deutlich wird bei der Arbeit mit den Schulgruppen auch, dass diese umso erfolgreicher wird, je besser sie im Vorfeld vorbereitet und mit der Gedenkstätte besprochen wird. Gruppen, die sich im Unterricht bereits mit dem Nationalsozialismus beschäftigt haben, sind natürlich weit besser in der Lage, die Ereignisse im Bonn der 1930er Jahre einzuordnen wie wenn das nicht der Fall ist. Und wenn im Vorfeld solche Voraussetzungen geklärt sind und Interessen der Gruppe – soweit das möglich ist – berücksichtigt werden, ist die Wahrscheinlichkeit eines für alle zufriedenstellenden Ergebnisses umso größer. Sehr bewährt hat sich in diesem Zusammenhang eine kontinuierliche Zusammenarbeit, die dann besonders ergiebig ist, wenn die Schulen Mitglieder im Förderverein sind.
Resume
Das Interesse von Schülerinnen und Schülern an diesem Thema ist nach wie vor groß und entsprechend auch die Bereitschaft sich auf das Thema einzulassen. Ein wichtiger Aspekt dabei mag sein, dass das Geschehen „vor Ort“, Lebensläufe „aus der Nachbarschaft“ mehr berühren als die zwangsläufig abstrakteren Sachverhalte aus dem Geschichtsunterricht. Dabei scheint mir die Herkunft der Schülerinnen und Schüler keine besondere Rolle zu spielen. Und je besser vorbereitet und abgesprochen ein solcher Besuch ist, desto zufriedenstellender ist er für alle Beteiligten.