Ein persönlicher Einblick
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Interview mit Karoline Reetz
Peter-Ustinov-Gesamtschule Monheim, Organisatorin von Gedenkstättenfahrten der Schule nach Auschwitz
Welche Faktoren waren aus deiner Sicht für den Erfolg der Fahrt 2019 besonders wichtig?
Unser Besuch in Auschwitz war sehr intensiv, aber auch die sehr gute Unterbringung in Krakaus Altstadt trug mit zum Erfolg bei. Der polnische Reiseveranstalter Marco, der Pole organisierte zuverlässig und kompetent zwei Führungen in Krakau und den Auschwitz-Besuch. Unser Programm bot insgesamt eine gelungene Mischung aus Besuch der Gedenkstätten in Auschwitz, Besuch des jüdischen Krakau (mit Museum, Schindler-Fabrik u.a.) und dem Erleben einer jungen, weltoffenen Stadt.
Wie haben eure SchülerInnen den Tag in Auschwitz erlebt?
Nach dem Besuch des Stammlagers I war ich mir nicht sicher, ob die beabsichtigte Wirkung bei allen SchülerInnen angekommen ist. Man kann sich dem entziehen. Für unsere SchülerInnen ist Auschwitz zunächst ein Museum, es ist voll, man bewegt sich in einer Masse von Menschen zum Teil im Stationsbetrieb durch die ersten Räume, muss ein enges „Zeitfenster“ beachten. Nach dem Besuch von Birkenau fuhren wir zu einem zweistündigen Workshop zurück nach Auschwitz. Das Thema des Workshops lautete: Täter in Auschwitz. Referenten des pädagogischen Dienstes erarbeiteten mit unseren SchülerInnen Biografien. Die Reaktionen und die Äußerungen unserer SchülerInnen am Ende des Workshops (u.a.: „Ich bin schockiert!“, „Wie kann man so etwas tun und noch nicht einmal Reue empfinden?“, „So etwas darf
sich nicht wiederholen. Wir müssen es verhindern!“) waren für mich ein Schlüsselerlebnis. Sie zeigten: Auschwitz, und die Botschaft von Auschwitz ist angekommen! Die Workshops zu verschiedenen Themen werden vom pädagogischen Dienst angeboten – und Ich empfehle allen interessierten Kolleg*innen, dieses Angebot wahrzunehmen.
Wie habt ihr die Schüler*innen auf die Fahrt vorbereitet?
Neben der inhaltlichen Vorbereitung im Geschichtsunterricht haben wir darauf hingearbeitet, dass die TeilnehmerInnen einen persönlichen Bezug zum Thema herstellen konnten. Dazu gehörte ein Besuch am Grab russischer Zwangsarbeiter in Monheim, dazu gehörte unsere Teilnahme an der Verlegung von Stolpersteinen in Monheim und dazu gehörte ein mehrstündiges Seminar im NS- Dokumentationszentrum (EL-DE-Haus) in Köln. Solche lokalen und regionalen Bezüge in der Vorbereitung einer Gedenkstättenfahrt herzustellen, kann ich nur empfehlen. Mit dem Teilnehmerkreis der nächsten Fahrt möchten wir eine Patenschaft für die Stolpersteine übernehmen und die Projektwoche des laufenden Schuljahres zur Vorbereitung nutzen.
Wie habt ihr die Fahrt dokumentiert und in die Schulgemeinde kommuniziert?
Wir haben eine Fotodokumentation erstellt, die in der Schulbibliothek aushängt, die von interessierten KollegInnen für Unterrichtsgänge genutzt wird, die für externe Besucher, auch am Tag der offenen Tür, einsehbar ist und auch bereits von den TeilnehmerInnen der nächsten Fahrt intensiv genutzt wird.
Vielen Dank für das Gespräch.
Eckdaten der Fahrt 2019
Ziel: Krakau / Auschwitz
Zeitbedarf: 4 Übernachtungen
Planungsvorlauf:
mindestens 8 Monate
TeilnehmerInnen:
23 SchülerInnen des 10. Jahrgangs, Teilnahme freiwillig
Begleitung:
3 KollegInnen
Von den TeilnehmerInnen zu zahlen:
250,- Euro pro Person
Zuschuss / Förderung: pro Teilnehmerin 125 Euro, beantragt beim Land NRW
Im Preis enthaltene Leistungen:
- Flüge Düsseldorf – Krakau und zurück
- Transfer Krakau – Oswiecim und zurück
- 4 Übernachtungen + Frühstück in Krakau
- Eintritte, Führungen und Workshop in Auschwitz
- Stadtführungen in Krakau
- Programm / Inhalte: Stadtführung Krakau
- Führung durch das jüdische Viertel
- Führung durch Schindlers Fabrik
- Ein Tag in Auschwitz mit Stammlager I, Birkenau
- Workshop im Stammlager I
Programm / Organisation: Im Jahr 2019 wurden folgende Leistungen von einem Veranstalter gebucht:
- Führung jüdisches Viertel, Schindlers
- Fabrik, Transfer und Besuch von Auschwitz
für das Jahr 2020 ist geplant, mehrere Bausteine des Programms auf dem Hintergrund der Erfahrungen und gewonnenen Kontakte selbst zu organisieren.