Geschichte, Bildungsangebot und Hinweise
Foto: Igor Sigov
Konzentrationslager Natzweiler-Struthof
Geschichte
Die Nationalsozialisten errichteten das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof im April 1941. Das Hauptlager in Struthof ist das einzige Konzentrationslager auf heutigem französischem Boden und liegt im damals besetzten Elsass. Der KZ-Komplex um Natzweiler-Struthof umfasste annähernd 70 Außenlager, die sich auf beiden Seiten des Rheins befanden. Von den ca. 52.000 Deportierten des KZ Natzweiler-Struthof waren nur ca. 17.000 in dem Stammlager inhaftiert. Die verbleibenden 35.000 Deportierten wurden auf die Außenlager verteilt. Das Hauptlager in Natzweiler-Struthof diente als Arbeitslager für die NS-Kriegsindustrie. Allerdings wurden in diesem auch medizinische Experimente durchgeführt. Für die Durchführung dieser Experimente waren nationalsozialistische Professoren der Reichsuniversität Straßburg verantwortlich. Die aus ganz Europa kommenden Deportierten des KZ Natzweiler hatten einen sehr unterschiedlichen Hintergrund. Sie waren größtenteils politische Deportierte, darunter die „Nacht-und-Nebel-Deportierten“, aber auch Juden, Sinti und Roma sowie männliche Homosexuelle.
Das KZ Natzweiler-Struthof war von 1941 bis 1945 eines der mörderischsten Lager des NS- Systems. Fast 22.000 Deportierte kamen in dem Hauptlager oder den Außenlagern des KZ- Komplexes ums Leben, in Natzweiler-Struthof lag die Sterblichkeitsrate bei 40 %, in den Nebenlagern bei bis zu 80 %.
Konzentrationslager Natzweiler-Struthof
Landstraße 130
67130 Natzwiller
Tel.: + 33 (0)3 88 47 44 67
E-Mail: info@struthof.fr
Bildungsangebot
Freie Besichtigung (ca. 3 Stunden Dauer)
Führungen nur in französischer Sprache
Selbstständige Erkundung anhand der Handreichung der Landeszentrale für politische Bildung (siehe unten)
Praktische Hinweise und Empfehlungen
- Unbedingt anzuraten ist die Besichtigung eines Außenlagers, z.B. in Neckarelz bei Heidelberg; hier lebten KZ-Häftlinge in der Dorfschule und wurden jeden Morgen vor den Augen der Dorfbewohner zur Zwangsarbeit in einen nahe gelegenen Stollen geführt. Die Perspektive der Zuschauenden lässt sich hier detailliert nachverfolgen und reflektieren. Weitere Informationen finden Sie in unserem Interview zu dieser Gedenkstätte.
- Unbedingt zu empfehlen ist der Besuch Straßburgs, u.a. ein Besuch des Europaparlaments und des europäischen Gerichtshofs (54 km von Straßburg entfernt)
- Die Landeszentrale für politische Bildung in Baden-Württemberg hat eine Broschüre veröffentlicht, anhand derer SchülerInnen in Gruppen selbstständig das Konzentrationslager erkunden können (Angaben siehe unten).
- Struthof. Leitfaden für Besucher – ein informativer Überblick in deutscher Sprache, erhältlich im Eingangsbereich des KZ
- Übrigens: Im Roman „Die Vorleserin“ von Bernhard Schlink wird ein Besuch dieses KZ beschrieben.
Literatur:
Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (Hg.), Das KZ Natzweiler-Struthof und seine Außenlager. Eine Handreichung zum Besuch der Gedenkstätten (Incl. CD- ROM), 2014 Hervé Florence / Graf, Martin, Natzweiler-Struthof. Ein deutsches Konzentrationslager in Frankreich, Verlag PapyRossa, Köln 2015