Geschichte, Bildungsangebote und praktische Hinweise
Sammlung Gedenkstätte Buchenwald, Foto: Peter Hansen
Gedenkstätte Buchenwald, Weimar
Die Geschichte der Gedenkstätte Buchenwald in unmittelbarer Nachbarschaft Weimars ist geprägt von drei Phasen:
Konzentrationslager Buchenwald 1937–1945
Im Juli 1937 lässt die SS auf dem Ettersberg bei Weimar den Wald roden und errichtet ein neues KZ. Mit dem Lager sollen politische Gegner bekämpft, Juden, Sinti und Roma verfolgt sowie „Gemeinschaftsfremde“, unter ihnen Homosexuelle, Wohnungslose, Zeugen Jehovas und Vorbestrafte, dauerhaft aus dem deutschen „Volkskörper“ ausgeschlossen werden. Schon bald wird Buchenwald zum Synonym für das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Nach Kriegsbeginn werden Menschen aus ganz Europa nach Buchenwald verschleppt. Im KZ auf dem Ettersberg und seinen 139 Außenlagern sind insgesamt fast 280.000 Menschen inhaftiert. Die SS zwingt sie zur Arbeit für die deutsche Rüstungsindustrie. Am Ende des Krieges ist Buchenwald das größte KZ im Deutschen Reich. Über 56.000 Menschen sterben an Folter, medizinischen Experimenten und Auszehrung. In einer eigens errichteten Tötungsanlage werden über 8000 sowjetische Kriegsgefangene erschossen. Widerstandskämpfer bilden im Lager eine Untergrundorganisation, um das Wüten der SS nach besten Kräften einzudämmen. Gleichwohl wird das „Kleine Lager“ zur Hölle von Buchenwald. Noch kurz vor der Befreiung sterben Tausende der entkräfteten Häftlinge.
Sowjetisches Speziallager Nr. 2 Buchenwald 1945–1950
Das sogenannte Speziallager Nr. 2 Buchenwald ist eines der insgesamt 10 Lager und drei Gefängnisse in der sowjetischen Besatzungszone, die von der Besatzungsmacht zur Internierung von Deutschen benutzt werden. Seit August 1945 führt der sowjetische Sicherheitsdienst die vorhandenen Baulichkeiten des Konzentrationslagers Buchenwald weiter. Vorrangig werden dort lokale Funktionsträger der NSDAP, aber auch Jugendliche und Denunzierte interniert. Jeglicher Kontakt nach außen wird unterbunden, ein auch nur im Ansatz rechtsförmiges Verfahren findet nicht statt. Von den 28.000 Insassen sterben vor allem im Winter 1946/47 über 7000 an den Folgen von Hungerkrankheiten. Im Februar 1950, kurz nach der Gründung der DDR, wird das Lager von den Sowjets aufgelöst.
Nationale Mahn- und Gedenkstätte der DDR
Bei den Massengräbern des KZ am Südhang des Ettersberges errichtet die DDR 1958 ein weithin sichtbares KZ-Denkmal. Seine Monumentalität soll zwar auch das Ausmaß der Buchenwalder Verbrechen widerspiegeln, doch der DDR dient es vorrangig als Nationaldenkmal. Im Zentrum stehen die deutschen kommunistischen Widerstandskämpfer. Mit ihrer Geschichte soll der Führungsanspruch der SED in der DDR legitimiert werden. Die „Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald“ wird mit Ausstellungen, Archiv und Bibliothek zur größten deutschen KZ-Gedenkstätte ausgebaut.
Gedenkstätte Buchenwald
99427 Weimar
Deutschland
Fon: +49 (0)3643 430 200
Fax: +49 (0)3643 430 102
Mail: information@buchenwald.de
Bildungsangebote
Überblicksführung, ca. 2 Stunden – beim Erstbesuch empfohlen
Ausführliche Geländeführung (ca. 3 Stunden)
Multimediaführung mit iPod ist in folgenden Sprachen erhältlich: deutsch, englisch, französisch,italienisch, spanisch, japanisch, russisch, niederländisch.
Praktische Hinweise
- Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Die Gedenkstätte Buchenwald liegt etwa 10 km nordwestlich vomStadtzentrum Weimars. Sie ist vom Goetheplatz und vom Hauptbahnhof aus stündlich mit der Buslinie 6 in Richtung Buchenwald (nicht Ettersburg) zu erreichen. Die Fahrzeit beträgt ca. 20 Minuten.
- Mit PKW oder Reisebus Autobahn A4 (Frankfurt am Main – Dresden): Ausfahrt 48 „Nohra“ Richtung Weimar, anschließend der Ausschilderung zur Gedenkstätte Buchenwald folgen (ca. 18 km).
- Unterbringung: Weimar verfügt über eine Reihe von Jugendherbergen und weiteren preisgünstigen Unterbringungsmöglichkeiten.
Gruppen können auch in der Jugendbegegnungsstätte Buchenwald wohnen. Diese nutzt zwei ehemalige Kasernen der SS für die Bildungsarbeit. Zu Zeiten der DDR als Direktionsgebäude bzw. als Jugendherberge verwendet, wurden die Gebäude 1999 und 2007 von Grund auf renoviert und für einen modernen Seminarbetrieb umgestaltet.
Empfehlung
Der Besuch der Gedenkstätte Buchenwald sollte mit einem Besuch der Stadt Weimar verbunden werden. Die unmittelbare Nachbarschaft von Stätten der Weimarer Klassik und der nationalsozialistischen Barbarei ist äußerst frappierend und erschreckend. Morgens am Sterbebett Goethes zu stehen und nachmittags auf dem Appellplatz in Buchenwald – eine sehr spezielle Erfahrung!