„Lernort Auschwitz“ – Wie erfolgreich ist das Lernen bei Gedenkstättenfahrten?
Die Corona-Pandemie lässt zurzeit keine Gedenkstättenbesuche zu. Das ist zutiefst zu bedauern, bietet aber auch die Gelegenheit, Ablauf und Gestaltung solcher Fahrten mit etwas Abstand zu reflektieren.
Sehr hilfreich dafür ist das im Januar erschienene Buch „Lernort Auschwitz“ des Aachener Historikers und Geschichtsdidaktikers Christian Kuchler. Er informiert über die inzwischen lange, aber auch schwierige Geschichte von schulischen Fahrten nach Auschwitz. Vor allem aber beschreibt er auf der Basis erstmals ausgewerteter Quellen die Rezeption solcher Fahrten durch die Schülerinnen und Schüler. Dabei untersucht er beispielsweise mit welchen Erwartungen sie angereist sind, wie sie den Besuch empfunden haben und welche Folgerungen sie für sich gezogen haben. Angesichts der Tatsache, dass Auschwitz zu den am häufigsten von deutschen Schulen besuchten Exkursionszielen im Ausland gehört und angesichts der hohen Erwartungen, die an den Ertrag einer solchen Fahrt gestellt werden, ist es schon erstaunlich, dass eine solche Untersuchung hier erstmals vorgelegt wird.
Nun aber ergeben die Befunde Kuchlers für alle, die eine solche Fahrt planen, eine große Zahl von Hinweisen für die Vorbereitung und auch darauf, mit welchen Reaktionen der Schülerinnen und Schüler gerechnet werden muss.
Am Ende des Buches wird der Blick geweitet und diskutiert, welche Möglichkeiten die Digitalisierung, konkret Formen von „Virtual Reality“ bieten.
Im Schlusskapitel spricht der Autor auf der Basis der gewonnenen Erkenntnisse sieben knapp formulierte, aber sehr bedenkenswerte Empfehlungen aus, die auch für die Vorbereitung und Durchführung von Besuchen anderer Gedenkstätten hilfreich sind. Keinen Zweifel lässt er daran, dass er eine Wiederaufnahme der Gedenkstättenfahrten nach den Verwerfungen der Corona-Pandemie für sinnvoll hält.
Christian Kuchler, Lernort Auschwitz, Geschichte und Rezeption schulischer Gedenkstättenfahrten 1980 – 2019, Göttingen 2021
Eine ausführliche Rezension des Buches in der Süddeutschen Zeitung findet sich unter